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HAUS 01


Das Maze-Building liegt im Stadtteil Gabor, einer sehr seltsamen Gegend nördlich der großen Flüsse.
Um dieses Gebäude zu erreichen, muss man erstmal stundenlang durch ein verlassenes Industriegebiet irren und plötzlich, wenn man schon gar nicht mehr damit rechnet, wird man es finden.
Das Maze-Building ist ein Labyrinth. Eine steinerne Ansammlung von winzigen Gängen - ökonomisch angelegt – von denen man aber in bezaubernde hochherrschaftliche Räume gelangt. Man muss zugeben, dass das Maze-Building zwischen der 29sten und der 70sten Etage kaum Fenster besitzt und sich viele Mäuse dort ausbreiten. Deshalb haben sich die Mieter in der 71sten Etage viele Katzen angeschafft.
Die nachts aber kaum Mäuse jagen, sondern sich in die Wassergärten der Mitteletagen legen und bei Mondschein ihre Katzenlieder singen.
Nichts desto trotz, der Markt in der 92sten Etage ist der beste der Stadt. Durch die Rohrpost wird immer in der Nacht das exquisiteste Obst und Gemüse angeliefert. Die Reste werden am Marktenden einfach aus dem großen Hausrohr im 72sten Stock gegossen.
Hier gibt es ein zylindrisches Gebilde, wo die Energie für das Haus (die Stadt) erzeugt wird.
Darunter auf dem Boden befinden sich Pylonenhäuser mit hastigen Fassaden, die sich öffnen wenn das Licht auf sie fällt, der Rest ist abgedunkelt.

 

 

HAUS 02


Immer wenn ich mir die Zähne putzte und aus dem Badfenster schaute, war ich diesem Panorama ausgeliefert: entwachsen aus dem Labyrinth ineinander gequetschter Container der Sockelstadt Lahndunst(?) tanzten die groben Streifen der Fassade in den glitzernden Schatten der Steinbörse in der Center-Stadt, durch die die Luftschiffe hindurch und hinweg flogen. Nachdem ich die morgendliche Zeremonie in meinem mit gestreiften Fliesen gekachelten Bad beendet hatte, brauchte ich nur noch die Rock-Rolltreppe in die Mind-Generation-City nehmen und war an meiner Arbeitsstelle.
Alles wurzelt auf zwei gigantischen gesteinartigen Gebilden dessen Oberfläche an Holzmaserung erinnert. Darin leben jetzt Bewohner mit kleinen Köpfen, großen Körpern und riesigen Füßen, die niemals das Sonnenlicht sehen wollen und die nicht wissen, was über ihren Köpfen passiert. Sie tragen immer Sonnenbrillen, weil sie allzu empfindlich gegen das Licht sind und eigentlich lieber den Teil bewohnen, der unter der Erdoberfläche liegt.
Das geht jedoch leider nicht, weil sich in diesem Teil des Hauses eine ganze Ameisenstadt eingerichtet hat.
Jeder, der diesen Teil des Hauses betritt, ist todesgeweiht. Die Ameisen, die hier leben, haben eine lange Vertreibungsgeschichte hinter sich und sind deshalb ausgesprochen aggressiv. Sie stürzen sich zu Abermillionen auf jeden Eindringling und vernichten ihn mit Literweise Ameisensäure.
Aber ansonsten ist es sehr angenehm in diesem Haus, in dem jeder Gast willkommen ist.

 

 

 

HAUS 03


Das Haus oder Gebilde ist eines der erlesensten auf dem Planeten Tartras. Wesen aus allen Galaxien versammeln sich dort. Gerade ist wohl Nacht, denn man kann gar niemanden sehen. Falls sie das seltsame Gefährt auf vier Rädern auch interessiert, das hier gerade einfährt, so handelt es sich um ein (frisch?) importiertes Gefährt vom Planeten Erde, genau (genommen) aus der DDR, mit dem Namen Trabant.
Das Gefährt wurde (vor Jahren?) von Menschen auf dem Haus abgesetzt. Da aber alle Bewohner versteinert sind und sich gar nicht bewegen können, wird der Trabant überhaupt nicht benutzt. Nachdem er solange leer stand, wurde er von Jesus, einem Hund, welcher das ehemalige Haustier der versteinerten Frau Meier war, besetzt.
Seitdem ist der Trabant der einzige wirklich belebte Raum im ganzen Haus.
Aber im nächsten Monat ziehen die 11000 Flüchtlinge in die Dachetage ein. Die italienische Regierung hat einen Pachtvertrag mit der Hausgemeinschaft geschlossen. Dann wird sicherlich auch das Haus wieder belebt sein und endlich wieder das Gewusel auf den Treppen und Plätzen herrschen, das früher so sehr das Haus geprägt hat. Und die jungen Flüchtlinge werden auch der überalterten Bevölkerung in den Dorfhäusern im Erdgeschoss helfen, sich mit ihnen zu arrangieren.
Und endlich kann die Autoproduktion im Mittelstockwerk wieder voll hochgefahren werden, da endlich wieder genügend Arbeiter da sind. Vielleicht kommen bald noch mehr Flüchtlinge aus Afrika und verschönern unser altes Haus.

 

 

HAUS 04


„Casa Mystica“ ist der Palast des marokkanischen Königs, jener legendäre Palast, dessen Türme über der Erde und für jeden sichtbar sind, gebaut auf einer winzigen Insel an der Atlantikküste, nahe Tanger.
Der König ist ein Charmeur, keineswegs gibt er sich mit einer oder aber wenigen Frauen zufrieden, nein, er hat hunderte, die aus unerfindlichen Gründen oft schon kurz nach ihrer Ankunft in Ungnade fallen.
Es gibt verschiedene Grade von Ungnade, deshalb hat der unterirdische Teil des Palastes verschiedene Ebenen der Qual aufzubieten.
Das 3., 4. und 5, Stockwerk sind verbunden zu einem riesigen herrschaftlichen Saal mit enorm hohen Fenstern aus Spiegelglas.
Beobachter von draußen sehen nur ihr eigenes Spiegelbild bei dem Versuch einen Einblick in den Herrscher-Saal zu bekommen. Die Herrscher selbst, die Bewohner des Saals also, haben einen freien Blick nach draußen, auf ihr Reich. Dies ist der Grund, warum sich die Herrscher in ihrem Saal ausschließlich nackt aufhalten – sie brauchen keine Befürchtungen haben, dass ein Außenstehender sie sehen könnte.
Wer jemals die Chance hatte, sich in diesem Gebäude aufzuhalten, wird es bis an sein Lebensende nicht vergessen, so ungewöhnlich und speziell ist alles was sich hier abspielt. Ein nicht zu vergessenes Detail, das noch angemerkt werden muss ist, dass alle Insekten, Mäuse, Ratten und sonstige Tiere in auffällige Neonfarben gekleidet sind. Wer also Phobien gegen solche besitzt, sollte von einem Besuch absehen.

 

HAUS 05


Das Haus in der 63sten Straße im Stadtteil Zinoba hat von seiner Nachbarschaft den Spitznamen „Concrete Creature“ bekommen. Das liegt daran, dass sie finden, dass dieser völlig aus Beton hergestellte Bau, Züge einer abstrakten Figur hat. Das Interessante an diesem Haus ist auch die Zusammensetzung der Bewohner, denn in dem obersten Teil des Hauses der wie ein Kopf aussieht, wohnen nur verkopfte Intellektuelle, in dem fensterlosen Teil darunter, der wie eine abstrakte Brust anmutet, befindet sich eine Welt in der sich nur blinde Menschen eingerichtet haben. Alles hier ist auf ihre Bedürfnisse ausgerichtet, im abstrakten Unterteil leben eine sehr breite, meist körperlich hart arbeitende Bevölkerungsschicht, auffällig hier ist, dass es sehr viele Kinder gibt.
Obwohl das Gebäude ganz aus Beton ist, fühlt es sich überhaupt nicht leblos an.
Es handelt sich nämlich um ein pulsierendes Haus, das sich, wie ein Organismus, in Rhythmen ausdehnt und zusammenzieht, was nicht nur das Einrichten etwas schwierig macht, sondern den Bewohnern eine überdurchschnittliche Flexibilität abverlangt.
Man kann es sich so vorstellen, dass Betonplatten mit einem Material zusammengesetzt sind, das flexibel dehnbar in jede Richtung ist und also nachgibt, wenn, ähnlich wie in der Schöpfungsgeschichte, wenn Gott dem Lehmklumpen Adam seinem Odem(Atem) und damit Leben einhaucht, der Wind dem Haus über spezielle Ventile Atem einhaucht.
Bewohnt wird dieses Haus ausschließlich von selbsternannten „Künstlergruppen“ wobei es sich um Menschen und Tiere jeden Alters handelt.
Es könnte daher ein wenig an Noahs Arche erinnern, da versucht wird, ein möglichst breites Spektrum an verschiedenen Kunstarten zu erfassen. Da sind also Maler, Bildhauer, Performancekünstler, Designer, Architekten und andere, die alle versuchen mit sich selbst und ihren Tieren in Harmonie zu leben und aus dieser positiven Atmosphäre den höchst möglichen Grad an Schöpfungskraft zu erlangen. Denn erst dann ist die Tür zum obersten Teil des Hauses zu öffnen, der den höchsten Grad an Glück darstellt.

HAUS 06


Wenn man mit dem Auto in die Tiefgarage des Hauses fährt, gelangt man in ein Labyrinth aus Zuckerwattesäulen. Das Besondere ist, dass sie in quadratische Formen gepresst wurden, doch sobald die Kinder des Hauses entdeckt haben, wie lecker es schmeckt, die Säulen abzulecken, haben die Eltern Schwierigkeiten sie aus der Tiefgarage fern zu halten. Hält man sich also in der Garage auf, sieht man immer wieder Kinder weglaufen, die Angst haben erwischt zu werden, wie sie die Säulen ablecken.
Komisch und überraschend ist auch die Geruchslandschaft in diesem Gebäude. Es richt immer nach Essen, aber dabei so lecker, das alle, die sich in der Nähe aufhalten, ständig Appetit haben.
Das kommt daher, dass das Gebäude eine versteckte Kochschule der Extraklasse beinhaltet, welche in jeder Etage irgendwo eine kleine Küche besitzt, in der ununterbrochen gekocht wird. Die große Meisterin koordiniert die verschiedenen Küchen geruchlich aber so gut, dass alle Küchen miteinander ein großartiges Geruch-Gesamtkunstwerk ergeben.
Dieser – immer wieder neue – Geruch entströmt nicht nur dem Schornstein, sondern allen Ritzen und zieht – nein, nicht Schaulustige – Riechlustige aus aller Welt an, die für ein gutes Plätzchen ein Vermögen zu zahlen bereit sind.
Man findet sie zu Tausenden auf den dieses Haus umgebenden Hügeln, ja, sogar die vier Meter hohe Mauer, die dieses Areal umzieht, bot keinen Schutz vor der Geruchssucht und Gier der Menschen; seit einigen Jahren musste sie mit Stacheldraht verstärkt und mit einer Selbstschussanlage – geschossen werden Leckereien, auf die das Volk sich stürzt – versehen werden.
Wem es aber mit eisernem Willen und übermenschlichen Anstrengungen gelingt, die Mauer zu überwinden, der wird im Empfangsbereich mit einem Rezept seiner Wahl reich belohnt.

HAUS 07


Im Stadtteil Kambula gibt es ein ganz besonderes Gebäude, es trägt den Namen Snake-Building. Es würde vom indischen Architekten Iba Moto geplant, der vor ca. 10 Jahren in unsere Stadt kam. Es bekam seinen Namen wegen der obersten 80 Stockwerke, die nicht nur eine ganze, mehrere Millionen Schlangen zählende, Schlangenstadt beinhalten, sondern auch der Form einer Schlange nachempfunden sind.
Der Spitzname des Gebäudes „zischende, gefräßige Schlange“ kommt daher, dass das Snake-Building auf Schienen durch die Stadt fährt und mit seiner Abrissbirne alte Häuser und Bezirke zerstört; dabei zischt und pufft es wie wild, dass man es über weite Teile der Stadt vernehmen kann.
Das Gebäude wird auch bei Rattenplagen herbeigeholt und Schlangen an Schnüren aus dem Schlangenhaus gelassen, um die Ratten zu fressen und danach werden sie wieder hochgezogen. Sonst werden aus den Schlangengiften in der futuristischen Medikamentenfabrik Antistoffe, Hustensaft und Gleitmittel produziert. Menschen wohnen kaum im Gebäude, nur die aus Polen und der Ukraine stammenden Bauarbeiter in den Schienenhochhäusern am unteren Ende wohnen längerfristig da.
Einsturzgefährdet lebt man dort. Der drohende Abriss der Schienenhochhäuser durch diese überdimensionierte Birne versetzt die Bewohner immer wieder in Angst und Schrecken. Wenn es doch nur in der Schlange noch Platz gäbe! Die herrliche Aussicht über das Brand-House-Viertel; die gute Luft da oben und die witzigen Hobbit-Häuser unter einem. Wie wäre das schön!

HAUS 08


Das Assap-Gebäude im anarchistischen Bezirk der Stadt entstand nach dem Bürgerkrieg in der jüngeren Wiederaufbauphase. Man baute aus alten Panzern und Kriegsgerät den Sockel und dann die „Menschheitsspielwiese“, auf dem die internationalen Rechenwiesenmeisterschaften stattfinden. Da am Anfang des Wiederaufbaus noch Religionsverbot herrschte, aber das Assap-Gebäude sehr unkontrolliert von der Stadtmacht war, siedelten sich die vielen Stadtreligionen an. Die Anhänger Allahs, die Anarchisten, die Buddhas und Stadtplaner. Da für den Bau der Kuppel des Gebäudes damals kein Geld da war, sponsorte die Atomlobby ein Leuchtreklame-A, das immer leuchtet, so lange die Atomkraftwerke der Stadt Strom produzieren. Unten im Neutronenfeld verschmilzt diese brodelnde Masse aus atomarem Feinstaub in kleinste Überlebenspartikel der Jetztzeit.
Überreste der Knochenstruktur verästeln sich filigran an der Nordseite des Assap-Gebäudekomplexes.
Im unteren Trichter verschmilzt die Menge an Teilchen zu neuem Leben und endet in neuer Materie aus der wieder atomare Kreiszeichen entstehen.
Der Eingang auf der Bodenebene ist so klein, dass eigentlich nur Zwerge das Haus betreten können. Ab und zu zwängen sich auch größere Menschen durch die Tür, das ist aber eigentlich immer ein Akt, der mehrere Minuten dauert.
Auch die Straße mutet seltsam an, keiner weiß warum, aber sie ist so vermüllt, dass man den Asphalt nicht mehr sehen kann.
Trotzdem, auch wenn man eigentlich zu groß ist, ein Besuch loht sich, das Assap-Gebäude hat sein ganz eigenes Flair.

HAUS 09


Als der Kranführer den letzten Teil des Gehirns an die Stelle des Raumtransformators setzte, schien das Haus in der 5. Straße beinahe fertig. Der oberste Teil verschachtelte sich wild und der harte Beton der Westportale knirschte unter der enormen Last der synaptischen Masse. Weich gebettet auf der Sternenkreuzer-Wolke presst sich das Haus in die Umlaufbahn.
Wie Geschwüre ragen an den Mittelgeschossen die staubsaugerähnlichen Hausfragmente empor.
Interessant an Haus Twentyfourseven ist aber besonders der Übergang vom Mittelteil zu den Untergeschossen. Der Weg zwischen den beiden Teilen ist so schwer zu begehen, ja so gefährlich, dass jedes Jahr mehrere Menschen abstürzen und einen fürchterlichen Tod erleiden. Das ist auch der Grund für die seltsam getrennte Bewohnerschaft; im unteren Teil des Hauses wohnen nämlich eigentlich nur ausschließlich Rentner und im oberen Teil nur junge Menschen.
Deshalb ist auch der obere Teil des Hauses stadtbekannt für sein Partyleben, denn hier stört sich niemand an lebendiger Lautstärke.
Doch in letzter Zeit ist der Flughafenbetrieb und Flugverkehr stark angestiegen, so dass durch die direkte Lage zum Flughafen Konflikte mit dem Hausmanagement und der Flughafenbehörde entstehen. Denn es wohnen keinerlei Familien und Kinder mehr hier. In der offen liegenden Kanalisation schwimmen große Russbrocken und Umweltpartikel. Neuerdings kommt es zu Protesten und Greenpeace-Aktivisten hatten das Gebäude für mehrere Monate besetzt. Die Aktivisten haben sich Holzhäuser am so genannten Fluss des Gebäudes gebaut und wollen bald mit der ökologischen Aufwertung des Megacitygebäudes beginnen. Die schon angebrachten Solarzacken am Rumpf produzieren soviel Energie, dass die Abwässer gefiltert und belüftet werden können. Bald soll auch noch eine starke Begrünung des Gebäudes initiiert werden.

HAUS 10


Das Haus ist Weltkulturerbe und aus mehreren modernen Klassikern, die sonst abgerissen worden wären, zusammengesetzt. Bis vor kurzem wohnte noch ein unehelicher Sohn von Le Corbusier im oberen Teil. Viele konstruktivistische Künstler und Theoretiker wohnen hier und betreiben aus Stadtmitteln und Spenden eine Art-Hochschule. Federführend für das Haus waren Dali, Le Corbusier und Kandinsky. Dali war dafür, wie in seinem Tiger-Bild, den oberen Teil an Schnüre zu fassen. Deshalb schwebt das Gehirn der Stadt wankend umher, leicht festgezurrt an den Kolonialhäusern, in denen viele marokkanische und afrikanische Einwanderer wohnen.
Die Leichtigkeit des Tragwerks vermittelt den Eindruck, dass das Gebäude jederzeit abheben könnte um den neuen Karl-Marx der Zukunft zu gebären.
Die Spiegelbäume am Fuß des Hauses dienen als Sonnenkollektoren und verwandeln die Lichtenergie in intelligente Raum-Zeit-Materie.
Die hängenden Häuser von Babylon vermitteln ein kosmisches Wohngefühl; daher Wohnen hier meist nur Leute aus dem Sonnensystem der Ultrapralinen.
Diese haben auch den Pariser Eifelturm mit ihren Raumschiffen geklaut, weil sie ihn als Antenne brauchen, um besser mit ihren Familien in der Heimat telefonieren zu können.
Auffällig ist auch, dass das ganze Haus voll mit den buntesten Schmetterlingen ist, nirgendwo anders im ganzen Universum findet man eine solche Vielfalt.
Der Besuch lohnt sich, dieses Haus genießt einen legendären Ruf.

HAUS 11


Wegbeschreibungen zum Plateauhaus Nr.3 findet man wirklich selten. Doch wenn man weit raus fährt sieht man zuerst die riesige Turmspitze die auf dem oberen Teil des Hauses wie ein überdimensionaler Zauberstab sitzt. An den Seiten verbindet sich das Gebäude über schlanke Plasma-Zöpfe zum Mittelplateau, auf dem sich ein kleiner Wald aus Plastikbäumen befindet. Rastcluster nennt sich diese Ebene und definiert sich über die riesigen Spermatozoen, die den oberen Teil stützen.
Was einmalig an diesem Gebäude ist, dass hier mit neuen Verdichtungsformen gearbeitet, oder besser gesagt experimentiert wird. Der Teil oberhalb des Raster-Plateaus ist ein riesiges Gefäß. Alle Bewohner des oberen Teils werden durch einen Transformator in ihre chemischen Bestandteile zerlegt und bewegen sich nur noch als Flüssigkeit durch ihre Wohnungen.
Wenn sie die Stadt betreten wollen, werden sie auf der Raster-Plateau-Ebene wieder in ihre körperliche Form gebracht und können sich wieder menschlich bewegen.
Das Eigenartige an dieser Prozedur war, dass es Spaß machte. Obwohl es langwierig war, ein wenig weh tat und man hinterher nicht eben gut aussah. Dennoch gab es viele Bewohner, die gerade hier ihre ersten Dates verabredeten, so dass nicht wenige Beziehungen aus der Nachbarschaft hier ihren Anfang genommen hatten. „ Zerzaust und verknallt“ hieß ein Sprichwort, das diesen Zusammenhang beschrieb und stets mit einem wohlwollenden Lächeln quittiert wurde. Plateauhaus Nr.3 hatte dadurch für viele etwas von einem Telefon, das klingelte, wenn das Glück im Anmarsch war.

HAUS 12


Santa-Manta liegt im Stadtteil Preparo und wurde von einem Manta fahrenden Lottogewinner gebaut. Er vergoldete sein eigenes Auto, welches jetzt im 120igsten Stockwerk, als Kunst am Bau hängt.
Das ganze Gebäude ist ausschließlich aus alten Autoteilen zusammengeschweißt und kann sich in verschiedene Formen transformieren.
Angst? Natürlich hatte er Angst vor diesem mephistotelischen maschinenartigen Moloch, der vor ihm in den Himmel ragte. Er brüllte seine Angst heraus, als wäre das die einzige Möglichkeit, sich seiner Unversehrtheit zu versichern. Dabei spürte er bereits, wie die Autoteile zu neuen Organen und Gliedmaßen in seinem Körper wurden und das Äußere des Hauses in seine intimsten Zonen eindrang, von wo aus es alles um ihn herum veränderte. Santa-Manta! Das Virus, architektonisches Schmierzettel für verkorkste Seelen, Offenbarung einer neuen schmerzhaften Ordnung. Es gab kein Zurück.
Szenographisches Einfühlvermögen der mächtigen Discobesitzer verhüllen viele offensichtliche Machtstrukturen. Santa-Manta-Melodien aus den „Over-Size-Mega-Boxen“ von Bose im Erdgeschoss verteilten unterschwellig – mit hypnotischer Wirkung – klangvolle Dauerberauschung.
Seit den letzten Massakern im Discoviertel verkehren zivile Streifen der Stadtpolizei. Viele Fahnder sollen das architektonische Prachtstück sicher machen.
Aber diese Architektur produziert ihre eigenen Geheimnisse und Machtzusammenhänge.
Santa-Manta wird wohl noch Jahre brauchen, um sich einzuordnen in das chaotische Netz dieser offenen Stadt.

HAUS 13


Als er im obersten Stockwerk des Krypton-Towers angekommen war, glaubte er keine Luft mehr zu bekommen. Keuchend trat er an das Fenster und schaute herunter auf die Baumreihen, die das Gebäude erfassten. War das wirklich die Straße dort unten, auf der er seinen Jugendfreund gesehen hatte? Wenn er es überhaupt gewesen war. Aber genau um das heraus zu finden, hatte er das Gebäude betreten und dieser Person folgen müssen. 14 lange Jahre hatte seinen Jugendfreund nicht mehr gesehen, nachdem sie sich an einer Straßenecke in einer südeuropäischen Stadt verloren hatten. Und jetzt war er so kurz davor sein Geheimnis zu lüften, als er plötzlich eine Hand auf seiner Schulter spürte.
Denn Geheimnisse sollte es nicht geben! Das Haus wurde doch im Geiste des Rationalismus gebaut, mit brachialer Ästhetik und reiner Effizienz. Nur die freien Häuser - Parkdecks sind Zeichen der politischen Wende und dem Einbezug von Bewohnern und Stadtmenschen. Der Erste, der sein Haus an dieser Stelle pflanzte war der Atomphysiker Michalsky, der unter Stalin die ersten Atomkraftwerke plante - auch ein Geheimnis! Dennoch erfreut sich der Krypton-Tower großer Beliebtheit. An den Wochenenden pilgern viele Rentnerpaare zum gut erschlossenen Tower und strömen in die Shopping-Malls, die auf 14 Etagen verteilt sind, wo direkt Prothesen und orthopädische Einlagewerke verkauft werden.
Ursprünglich war das Haus eine Bohrinsel, die den ganzen Tag auf dem Meer unterwegs war, um Fische zu fangen und Löcher ins Wasser zu bohren. Lediglich die Mitteletagen des Gebäudes waren derart unattraktiv, dass niemand dort wohnen mochte. Gerade eine einzige Spezies verirrte sich an diesen Ort und siedelte sich am Boden des 378. Stockwerks an.

HAUS 14


Zu oft hatte der Architekt des Gebäudes "Das Turmfenster mit schwedischen Gardinen" das Märchen von Rapunzel hören müssen. Seine Diplomarbeit, die heute auf einem Kieselstrand am Wentewsee in die Höhe rankt, ist mehr als nur ein Rachefeldzug für seine Vorleserin, seine Schwägerin.
Eigentlich wollte das Haus einmal ein Stuhl werden, aber irgendwann wurde zuerst die Lehne, später die Sitzfläche und dann die Beine von Individuen besiedelt.
Am Fuße des Hauses wucherten mittlerweile auch andere Fremdkulturen die sich aus polymeren Farbstoffen zusammensetzten. Ein Teil der oberen Fenster hatte sich bereits verflüssigt und lief nun triefend am Gebäude hinunter.
Seit mehr als 1000 Jahren war die Menschheit nun bereits ausgestorben. Die Straße im Erdgeschoss jedoch wies noch Reste von menschlicher Zivilisation auf.
Eine eigenartige neue Spezies ist hier entstanden, welche dem nichts ahnenden Besucher bei jeder Gelegenheit auffällt und die meisten das Leben kostet oder hässliche Infektionen wie die Beulenpest überträgt. Es handelt sich um eine Kreuzung aus Ratte, Kakerlake und Taube. Diese unheimlichen Wesen können schwimmen, laufen, fliegen und überleben sogar atomare Kriege. Darüber hinaus sind diese Wesen von überdurchschnittlich hoher Intelligenz. Sie arbeiten gerade wie verrückt an der Vermehrung und wollen, wenn ihre eigene Armee groß genug ist, in einem Blitzkrieg die Weltherrschaft erobern. Besucher sollten sich dem Haus nur mit mittelalterlicher Ritterrüstung nähern.

HAUS 15


Metaplatte heißt das Haus im Stadtteil Proto, welcher sich an dem Mohn bepflanzten Hängen der Anden empor streckt. Die Wolken sehen so friedlich aus. In Wirklichkeit handelt es sich aber um gefährliche, Beton fressende Gammawolken, die die Betonpracht der oberen Etagen bedrohen. Der Mittelteil wurde bereits durch die Gammawolken zu flüssigem Plutonium dematerialisiert. Hier regiert das Chaos in Form eines tanzenden Sterns in einem metamorphen Gewand. Dieser Stern ist ein Agent, der im oberen Teil der Metaplatte agierenden „ Staatssicherheit“, einer kleinen Sekte, welche bereits vor unserer Zeitrechnung entstand, und den Fetisch der Absoluten Überwachung auslebt. Der Stern hat die Aufgabe, andere Bewohner der Metaplatte zu Unruhen anzustiften, welche danach dann von einer anderen Einheit der „Staatssicherheit“ legitimiert werden. In der Metaplatte sollte man stets darauf achten, was man sagt, jeder könnte zur Staatssicherheit gehören, so dass das eigene Leben immer in Gefahr ist. Doch noch schlimmer sind die Todesschwadronen der Gebäudesicherheitsrechte Kakerlaken - die in rauen Nächten fast alle Teile der Metaplatte unfriedlich machen. In letzter Zeit führte der Zusammenschluss internationaler Architekten zu einem bewaffneten Kampf, den die Architekten unterstützt von vielen Kriegern aus dem Gebäude „ da Turmfenster mit schwedischen Gardinen“ bis hoch zur „gerissenen Wand“ für sich gewinnen konnten. Deshalb besteht wieder neues Leben im unteren Teil, eine Szene ist entstanden, die wahrhaftig für Veränderungen kämpft. Es wird darüber nachgedacht, sich mit anderen Bewohnergruppen aus anderen Gebäuden der Stadt zusammen zu schließen - hoffentlich genau so erfolgreich, wie mit dem Zusammenschluss „ das Turmfenster mit schwedischen Gardinen“. Vielleicht wird das Gebäude auch bald abgerissen, die „ Skake-Building-Gesellschaft“ wurde schon mit einem Vorkostenanschlag für einen Abriss beauftragt. Nichts desto trotz wandeln sich die Stadt und ihre Gebäude. Die Metaplatte wird wohl Ihre Geschichte gehabt haben, neue Platten werden gebaut, menschlichere, größere. Was bleibt sind Menschen mit ihren Schicksalen gebunden an unsere gebaute Umwelt.

HAUS 16


Das Underground-Building liegt unterhalb der großen Müllkippen im Industrie-Gebiet Motora. Niemand weiß, wo es genau liegt, eine Legende besagt, dass es von der untergetauchten katholischen Kirche gebaut wurde. Als im Jahr 2123 nach Peter der Skandal der pädophilen Päpstin Angelika ans Licht und es in Folge dessen zu Massenaustritten kam. Als die Glaubengemeinschaft nur noch eine Hand voll Menschen zählte beschlossen die Bischöfe erst einmal unterzutauchen. Sie bauten sich im Underground Building ihr rein ideologisches Paradies.
Die Zweieinigkeit des ideologischen Dogmas spiegelt sich auch in der Architektur wider. Der Lebensraum als tolerantester Teil verbindet die Ober- und Unterwelt. Der Wanderungszyklus der Underground-Building-Bewohner macht doch wohl auch das besondere Wesen des Gebäudes aus. In der Winterzeit liegt das religiöse Museum allein da, die religiösen Schätze gesichert mit der wahnsinnigen Hightech-Sicherheitsmaschine. Denn alle Bewohner suchen nach Erleuchtung im Befreiungswald des Obergeschosses. Diese riesige, unendlich wirkende Landschaft ist die größte die je in einem Gebäude gebaut wurde. Im Frühjahr werden zuerst die Alten, dann alle anderen ein Megageschoss nach unten gebracht und hängen sich einen Monat aus. Denn Frühling und Frühsommer verbringen sie rituell auf dem Baum und feiern Feste auf den Treppen.
Im Herbst kommt die Zeremoniezeit in der Kirche und im religiösen Museum. Dort werden die heiligen Wahrzeichen des Underground-Buildings geehrt und aufbewahrt werden.
Streng bewacht, Wachtürme Mauern und Stacheldraht umgeben das Zentrum des spiritullen Überbleisels. Hier schlägt das Herz. Alle Wege laufen hier zusammen. Was verehrt wird ist der Glaube an Sicherheit, dessen sind sich die Bewohner jedoch nicht mehr bewusst. Ihr Selbstbewusstsein ist unter die Erde gegangen.

HAUS 17


Aus Sand sind viele Städte entstanden, so auch das Gebäude „ The Chronical“. Zur Entstehungszeit lag der Bauplatz noch in einem vom Stadtzentrum weit entfernten und kaum erschlossenen Wüstengebiet. Damals zogen mehrere Gruppen aus der Stadt dorthin und wollten einen Gegenentwurf zur gesellschaftlichen Situation umsetzen. Sie starteten mit begehbaren, schrägen Flächen, die Dächer oder Höhlen bildeten und weite Labyrinthe schafften. Wie einen Bienenstock bauten sie das Haus weiter, in einem chronischen Phantasma. Durch die starke Hitze, das ausgedörrte Klima und die vielen psychedelischen Drogen, bildete das Haus all die Gedanken seiner Bewohner als physische Struktur ab. Das einzige Grün, das weit und breit in dieser wüstigen Stadtregion wächst, ist das chronische Baumgewächs, welches rhizomatisch nach oben strebt und das Selbsterhaltungsorgan des Chronical darstellt. „Selbst Erhalten“ das war und ist die Devise dieses Gebäudes. Es hält, nein 2 Äste halten 2 nach außen strebende, aus kleinen elastischen Quadern angelegte Wohneinheiten, die jetzt bereits eine rechteckige Form ergeben. Daher auch für die Bewohner je mehr der Baum wächst desto mehr wächst auch ihr Wohnraum. Man kauft einen Miniquader und mit viel Glück wird das eigene Heim irgendwann eine herrschaftliche Deckenhöhe erreichen. Die Gedanken können wieder frei sein. Endlich wieder Zeit, um sich ein wenig Ratze-Bratze auf die Fratze Musik rein zu ziehen und glücklich zu sein. Für alle Pornofreunde gibt es oben drauf „die mit dem roten Halsband“. Sie wohnt im dritten Stock und ist der ultimative Hausdrachen der Neuzeit. Mit dieser lässigen Art besticht „ The Chronical“ und bildet so ein neues Zeitalter architektonischer Wirklichkeit.

HAUS 18


Entsprungen aus dem Loch des Universums, nicht kriechend, sondern rasend auf europäischer Spurweite entstand das "Dense without Density Building" sozusagen im "Vorbeifahren". Man befestigte die Herkunft - den Zug - an vier Wohnkisten mit durchsichtiger weißer Membran ummantelt. Von dort in luftiger Höhe legte man Schienen, baute Fenster in Wohntürme und gelangte irgendwann an eine Haltestelle, überlegte sich dort auch zu verweilen, baute einen Eingang und ein Fenster als Zugang zu der Dichte dieses Gebäudes. Linear und auf Schienen liegt es da in einer herkömmlichen Landschaft irgendwo in der Stadt.
Das prähistorische Skelett eines Tyranno-Saurus-Rex bildet das Tragwerk der Mitteletagen. Es hat die Jahrmillionen relativ schadlos überstanden und musste nur an einigen Stellen mit neuen Stützen ausgebessert werden. Seit einigen Jahren befährt ein Bandwurm das Skelett und bringt die Bewohner des Hauses von oben nach unten. Der Eingang ist aus dem Diffusor eines ehemaligen Staubsaugers gebaut worden und befördert die Menschen zur Bandwurmbahn.
Das eigenartige ist aber, dass die Bandwurmbahn selber ein großer Teil des Wohnhauses ist, das bedeutet, dass wenn jemand in einen nur mit der Bandwurmbahn erreichbaren Teil des Hauses will, immer das halbe Gebäude in Bewegung ist. Das bedarf natürlich wahnsinnig vieler Energie, weshalb sich das Gebäude mit einem eigenen Atomkraftwerk versorgt. Deshalb gibt es schon seit Jahren immer wieder Proteste von Umweltschützern in der Nachbarschaft. Seit die Grüne Diktatorin Viktoria Schmitt vor einem Jahr die Macht übernahm, droht dem "Dense-without-Density-Building der Abriss.